Abbauen

Industrieller Rohstoffabbau im Geopark Porphyrland

Vor der industriellen Revolution war die Gewinnung von Rohstoffen in Steinbrüchen oder Tongruben schwerste körperliche Arbeit. Mit Spitzhacke, Brechstange, Meißel und Hammer brachen und zerkleinerten Männer und auch Frauen das Rohmaterial. Später mussten für die Gewinnung tieferliegenden Gesteins zur Vorbereitung von Sprengungen per Hand Bohrlöcher eingebracht werden.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert vollzog sich in den Steinbrüchen und den Sand-, Kies, Ton- und Kaolingruben im Geopark-Gebiet der industrielle Abbau. Maschinen erleichterten die kräftezehrende Arbeit und machten die Förderstätten zu modernen und leistungsstarken Betrieben.

Steinabbau

Im Wurzener Raum hatte seit 1862 die Steinbruchfirma des Leipziger Unternehmers Friedrich Wilhelm Zachmann beispielhaften Erfolg. Zachmann erwarb in Dornreichenbach den Steinbruch des Eisenbahnpioniers Gustav Harkort, der Quarzporphyr-Vorkommen entdeckt und aufgeschlossen hatte. Mit weiteren Brüchen in Lüptitz, Heyda, Meltewitz und Dornreichenbach, später noch Trebsen, entstand im nördlichen Geopark ein Imperium der Firma Zachmann.
Zachmann hat seine Steinbrüche stets mit neuester Technik ausgerüstet und damit den industriellen Steinabbau besonders vorangetrieben. Technische und technologische Fortschritte in seinen Brüchen waren z.B. ab 1873 die Nutzung von Druckpumpen und Saughebern zur Entwässerung der Steinbrüche. Diese wurden zunächst mit Windkraft betrieben, ab 1887 mit einem Petroleummotor und ab 1907 mit einem Elektromotor. Seit 1887 verwendete Zachmann Druckluft zur Vorbereitung von Sprengungen. Gesteinsbohrmaschinen verzehnfachten den Vortrieb im Vergleich zur manuellen Bohrung.
Eine große technische Errungenschaft war die maschinelle Bearbeitung des abgebauten Gesteins. Eine 1896 gebaute „Knackmaschine“ – im Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg ist eine solche noch funktionstüchtig zu erleben – erleichterte die härteste Arbeit der Gesteinszerkleinerung. Später kamen weitere Maschinen hinzu: Steinbrecheranlagen übernahmen einen Teil der kräftezehrenden Arbeit, Sortiervorrichtungen ermöglichten es, Gesteine in unterschiedlichen Größen aufzubereiten.

Auch in den Porphyrbrüchen am Rochlitzer Berg vollzog sich der Wandel von der manuellen zur industriellen Gewinnung und Verarbeitung. Den ältesten Steinbruch betrieb seit 1585 die Steinmetzfamilie Haberkorn; später bauten auch die Steinbruchbesitzer Seidel und Schilling hier ab. Als sich der Bedarf und die Abbaumengen vervielfachten, gründeten diese drei Unternehmer 1897 zur besseren Vermarktung eine gemeinsame GmbH. 1907 bis 1909 entstand am Verladebahnhof Breitenborn ein Werkbetrieb mit modernem Steinsägewerk. In einem 1924 eingeweihten Steinbrech- und Walzwerk wurde aus zerkleinertem Tuff Porphyrgrus für Putze, Wegbeläge und Sportstätten gewonnen. An Altsteinbrüchen des Rochlitzer Berges, z.B. am Gleisbergbruch, sind noch Reste historischer Förder- und Transporttechnik erhalten und für heutige Besucher inszeniert. Der touristisch aufbereitete Porphyrlehrpfad bietet Einblicke in die Steinbrüche, in das Leben der Steinmetze und in die Entstehungsgeschichte des Rochlitzer Berges mit seinem Porphyr.

Die rasante industrielle Entwicklung im Rohstoffabbau lässt sich besonders gut auch am Beispiel der Gewinnung von Beuchaer Granitporphyr nachvollziehen. Von herausragender Bedeutung als Nationales Geotop ist heute der Kirchbruch in Beucha. Von hier stammen die Steine für das zwischen 1898 und 1913 errichtete Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Die Geschichte des Beuchaer Steinabbaus in ehemals fünf Steinbrüchen reicht jedoch zurück bis ins 15. Jahrhundert. Sie ist hinsichtlich kulturgeschichtlicher, technologischer und sozialgeschichtlicher Aspekte hervorragend aufgearbeitet und dargestellt in der Publikation „Beucha – Dorf der Steine“ (Sax-Verlag, 2012).

Kaolinabbau

Die Kaolinvorkommen bei Kemmlitz wurden bereits im 18. Jahrhundert entdeckt und zuvor, wie auch im Colditzer Gebiet, in Handarbeit mit Spitzhacke und Schaufel abgebaut. Die bergmännische Förderung im Mügelner Raum begann ab 1883 unter Tage durch vier eigenständige Betriebe zwischen den Orten Kemmlitz, Börtewitz und Querbitzsch. Bis 1974 erfolgte die Gewinnung von Rohkaolin vereinzelt noch im Tiefbau. Bei Börtewitz wurde 1928 der erste Tagebau aufgeschlossen. Leistungsfähige Abbau- und Fördertechnik erlaubte nun die Gewinnung viel größerer Mengen. Den Abbau übernahmen anfangs Eimerkettenbagger auf Schienen, ab den 1960er Jahren auch Schaufelrad-, Löffel- bzw. Universalbagger. An der GeoRoute Weg zum Kaolin bietet ein Tagebauaussichtspunkt beeindruckende Blicke in den noch heute aktiven Kaolintagebau.

Steinarbeiter am Windberg in Dornreichenbach, Foto: Museum Steinarbeiterhaus Hohburg

Knackmaschine im Museum Steinarbeiterhaus Hohburg, Foto: Archiv Geopark

Gleisbergbruch Rochlitzer Berg, Foto: B. Rakow

Schrämmaschine am Rochlitzer Gleisbergbruch, Foto: B. Rakow

Nationales Geotop Kirchbruch Beucha, Foto: W. Hebold

SteinbruchHaingasse_(c)_GeoparkPorphyrland

Eimerkettenbagger am Tagebau Gröppendorf,
Foto: R. Heinze

Abbauen

Industrieller Rohstoffabbau im Geopark Porphyrland

Vor der industriellen Revolution war die Gewinnung von Rohstoffen in Steinbrüchen oder Tongruben schwerste körperliche Arbeit. Mit Spitzhacke, Brechstange, Meißel und Hammer brachen und zerkleinerten Männer und auch Frauen das Rohmaterial. Später mussten für die Gewinnung tieferliegenden Gesteins zur Vorbereitung von Sprengungen per Hand Bohrlöcher eingebracht werden.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert vollzog sich in den Steinbrüchen und den Sand-, Kies, Ton- und Kaolingruben im Geopark-Gebiet der industrielle Abbau. Maschinen erleichterten die kräftezehrende Arbeit und machten die Förderstätten zu modernen und leistungsstarken Betrieben.

Steinabbau

Im Wurzener Raum hatte seit 1862 die Steinbruchfirma des Leipziger Unternehmers Friedrich Wilhelm Zachmann beispielhaften Erfolg. Zachmann erwarb in Dornreichenbach den Steinbruch des Eisenbahnpioniers Gustav Harkort, der Quarzporphyr-Vorkommen entdeckt und aufgeschlossen hatte. Mit weiteren Brüchen in Lüptitz, Heyda, Meltewitz und Dornreichenbach, später noch Trebsen, entstand im nördlichen Geopark ein Imperium der Firma Zachmann.
Zachmann hat seine Steinbrüche stets mit neuester Technik ausgerüstet und damit den industriellen Steinabbau besonders vorangetrieben. Technische und technologische Fortschritte in seinen Brüchen waren z.B. ab 1873 die Nutzung von Druckpumpen und Saughebern zur Entwässerung der Steinbrüche. Diese wurden zunächst mit Windkraft betrieben, ab 1887 mit einem Petroleummotor und ab 1907 mit einem Elektromotor. Seit 1887 verwendete Zachmann Druckluft zur Vorbereitung von Sprengungen. Gesteinsbohrmaschinen verzehnfachten den Vortrieb im Vergleich zur manuellen Bohrung.
Eine große technische Errungenschaft war die maschinelle Bearbeitung des abgebauten Gesteins. Eine 1896 gebaute „Knackmaschine“ – im Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg ist eine solche noch funktionstüchtig zu erleben – erleichterte die härteste Arbeit der Gesteinszerkleinerung. Später kamen weitere Maschinen hinzu: Steinbrecheranlagen übernahmen einen Teil der kräftezehrenden Arbeit, Sortiervorrichtungen ermöglichten es, Gesteine in unterschiedlichen Größen aufzubereiten.

Auch in den Porphyrbrüchen am Rochlitzer Berg vollzog sich der Wandel von der manuellen zur industriellen Gewinnung und Verarbeitung. Den ältesten Steinbruch betrieb seit 1585 die Steinmetzfamilie Haberkorn; später bauten auch die Steinbruchbesitzer Seidel und Schilling hier ab. Als sich der Bedarf und die Abbaumengen vervielfachten, gründeten diese drei Unternehmer 1897 zur besseren Vermarktung eine gemeinsame GmbH. 1907 bis 1909 entstand am Verladebahnhof Breitenborn ein Werkbetrieb mit modernem Steinsägewerk. In einem 1924 eingeweihten Steinbrech- und Walzwerk wurde aus zerkleinertem Tuff Porphyrgrus für Putze, Wegbeläge und Sportstätten gewonnen. An Altsteinbrüchen des Rochlitzer Berges, z.B. am Gleisbergbruch, sind noch Reste historischer Förder- und Transporttechnik erhalten und für heutige Besucher inszeniert. Der touristisch aufbereitete Porphyrlehrpfad bietet Einblicke in die Steinbrüche, in das Leben der Steinmetze und in die Entstehungsgeschichte des Rochlitzer Berges mit seinem Porphyr.

Die rasante industrielle Entwicklung im Rohstoffabbau lässt sich besonders gut auch am Beispiel der Gewinnung von Beuchaer Granitporphyr nachvollziehen. Von herausragender Bedeutung als Nationales Geotop ist heute der Kirchbruch in Beucha. Von hier stammen die Steine für das zwischen 1898 und 1913 errichtete Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Die Geschichte des Beuchaer Steinabbaus in ehemals fünf Steinbrüchen reicht jedoch zurück bis ins 15. Jahrhundert. Sie ist hinsichtlich kulturgeschichtlicher, technologischer und sozialgeschichtlicher Aspekte hervorragend aufgearbeitet und dargestellt in der Publikation „Beucha – Dorf der Steine“ (Sax-Verlag, 2012).

Kaolinabbau

Die Kaolinvorkommen bei Kemmlitz wurden bereits im 18. Jahrhundert entdeckt und zuvor, wie auch im Colditzer Gebiet, in Handarbeit mit Spitzhacke und Schaufel abgebaut. Die bergmännische Förderung im Mügelner Raum begann ab 1883 unter Tage durch vier eigenständige Betriebe zwischen den Orten Kemmlitz, Börtewitz und Querbitzsch. Bis 1974 erfolgte die Gewinnung von Rohkaolin vereinzelt noch im Tiefbau. Bei Börtewitz wurde 1928 der erste Tagebau aufgeschlossen. Leistungsfähige Abbau- und Fördertechnik erlaubte nun die Gewinnung viel größerer Mengen. Den Abbau übernahmen anfangs Eimerkettenbagger auf Schienen, ab den 1960er Jahren auch Schaufelrad-, Löffel- bzw. Universalbagger. An der GeoRoute Weg zum Kaolin bietet ein Tagebauaussichtspunkt beeindruckende Blicke in den noch heute aktiven Kaolintagebau.

Steinarbeiter am Windberg in Dornreichenbach, Foto: Museum Steinarbeiterhaus Hohburg

Knackmaschine im Museum Steinarbeiterhaus Hohburg, Foto: Archiv Geopark

Gleisbergbruch Rochlitzer Berg, Foto: B. Rakow

Schrämmaschine am Rochlitzer Gleisbergbruch, Foto: B. Rakow

Nationales Geotop Kirchbruch Beucha, Foto: W. Hebold

SteinbruchHaingasse_(c)_GeoparkPorphyrland

Eimerkettenbagger am Tagebau Gröppendorf,
Foto: R. Heinze